Felix Lobrecht – Sonne und Beton
Wo sitzenbleiben noch das gewöhnlichste Problem ist, die Sonne scheint, weil Sommer ist und der Beton zu allen Jahreszeiten gegenwärtig ist, da ist Berlin Gropiusstadt. Jener Teil von Neukölln ist die Kulisse des Romans Sonne und Beton von Felix Lobrecht. Lobrecht, der seine Kindheit und Jugend in Neukölln durchlebte weiß wovon er schreibt, wenn er seinen Roman in Neukölln stattfinden lässt. Und das glaubwürdige daran ist auch die große Stärke von Sonne und Beton.
Doch es ist nicht das Neukölln von 2018, sondern das Neukölln der Mitte der Nuller-Jahre in welchem Sonne und Beton spielt. Jene Zeit in der sich das Sony Ericsson K750i in den Taschen befand und der Tyson-Schnitt ein Gro männlicher Köpfe zierte. Musik von Aggro Berlin schepperte durch Kopfhörer und übertönte kurzzeitig das übliche Leben und spiegelte gleichzeitig das übliche Leben in Berlin. Nur das Geschrei der Neuköllner Alkoholiker zu übertönen schafften die Kopfhörer seinerzeit schon nicht.
Auch wenn Roman-Hauptfigur Lukas seiner (sowas wie) Stiefmutter Neukölln nicht erklären kann oder will, ist es Felix Lobrecht gelungen den Lesenden mit diesem Buch Neukölln zu erklären. An keiner Stelle wirkt dabei etwas überzogen um der Story nachzuhelfen. Beobachtungsgabe was Menschen und soziale Momente angeht scheinen Lobrechts Stärke. Diese Stärke wird deutlich, wenn es um Vater-Sohn-Schwierigkeiten geht, sie wird deutlich, wenn es um Bruder-Bruder-Schwierigkeiten geht, sie wird deutlich, wenn es um Bruder-Bruder-Hilfestellungen geht aber auch wenn es um Straßenbrüder-Situationen geht.
Der Roman verhandelt spielerisch Unterschiede. Beispielsweise fallen dem von Hellersdorf nach Gropiusstadt gezogenen, neuen Mitschüler Sanchez architektonische Unterschiede zwischen den Plattenbauten in Ost- und Westberlin auf. Wie es sich für ein Jugendbuch gehört, gehören auch die unterschiedlichen Ansichten der Generationen dazu. Welchen Frust es auszuhalten gilt versteht der ältere Bruder vielleicht noch, doch die Gropiusstadt in der der Vater einst aufwuchs, ist eben nicht mehr die heutige.
Bei all dem Ernst muss auch darauf verwiesen werden, dass die Momente, in denen Lobrecht Unterricht, bzw. den Versuch Unterricht stattfinden zu lassen begnadet humorvoll schildert. Ich habe das Buch von ihm gelesen und erst dann mitbekommen, dass er auch Comedy macht. Erfreulicherweise zerstört seine Comedy-Seite nicht seine Autoren-Seite, da beides auf Authentizität fußt und unaufgeregt-aufrichtig wirkt.
Der Ullstein-Buchverlag war so freundlich uns ein Buch zur Verlosung bereitzustellen. Wer dieses gewinnen möchte schreibt bis zum 2. September 2018 eine E-Mail mit dem Betreff Sonne und Beton an kontakt@vielfalltag.de und landet im Lostopf.
Mehr zu dem Buch gibt es hier: Ullstein Verlag
Mehr zu Felix Lobrecht gibt es hier: http://felixlobrecht.de/
Es schrieb: Henry Berner