Shorejesus Interview - Hide Magazine 1

Die Geschichte des Hide Magazins ist eine Geschichte über drei Personen – Bitte beschreibe doch mal, seit wann ihr euch kennt und warum genau dieses Trio in dieser Aufstellung die Reise angetreten ist.

Jan ( https://www.instagram.com/yingjanglin/ ) kommt aus Tschechien. Ich habe ihn durch ein Foto kennengelernt, das ich hochgeladen habe. Wir hielten Kontakt und so kam es, dass er mich spontan per Güterzug besuchte. Er saß auf einem Güterzug der LKW – Trailer geladen hatte. Anhand des Kennzeichens, konnte er ablesen, wo die Reise hingeht. Wir verstanden uns gut und er lud mich ein, ihn in Tschechien zu besuchen.

Bobby (https://www.instagram.com/can_i_touch_your_butt_2.0/ ) ist ein langjähriger Freund aus Düsseldorf. Ich erzählte ihm von dem Vorhaben Jan zu besuchen und evtl. auf einen Güterzug aufzuspringen. Erst war er skeptisch aber schließlich buchten wir die Tickets. Er hat es nicht bereut.

War es für einen von euch die erste Güterzug-Reise? Wie ausgeglichen/unausgeglichen waren die Erfahrungen?

Für Bobby und mich auf jeden Fall. Jan ist nur mit dem Güterzug unterwegs. Er macht quasi nichts anderes in seiner Freizeit. Er lebt dafür!

Erfahrungen vom Ride? Von Unsicherheit, Angst, Spaß und Adrenalin war alles dabei. Bobby hat sich in der Anfangsphase nicht so wohl gefühlt. Der erste Wagen den wir gefahren sind hatte viele Löcher und wenig Sitzfläche. Ziemlich ungemütlich. Mir persönlich konnte es nicht schnell genug sein. Jan war alles egal, er ist einfach überall rumgeturnt. Nach den ersten 30 Minuten aufm dem Hänger, hat er sich Kopfhörer in die Ohren gesteckt und Musik gehört.

Nachts fahren war wieder ganz anders. Jan meinte – it`s like magic. Als es dann dunkel wurde, konnte ich das nicht nachvollziehen. Es war mein erster ride. Man bekommt einfach automatisch ein ungutes Gefühl. Man sieht nicht, wo man ist oder hin tritt. Du kennst den Wagen nicht. Wo sind Stangen oder Löcher?

Einen Pullover anziehen wurde zur Aufgabe. Man möchte sich einfach nicht unnötig bewegen und sitzt in seiner sicheren Ecke, während der Güterzug einen anschreit. Man fühlt sich bestimmt sicherer nach einer gewissen Zeit aber nicht beim ersten ride. Ein falscher Schritt und das wars.

Die Veröffentlichung des Heftes verlief zügig, wenn ich sehe, dass das Ganze im September 2020 war. Wie habt Ihr/du das so schnell geschafft?

Ich wusste schon vor der Reise, dass ich ein kleines Heft rausbringen möchte. Also habe ich ein paar Vorbereitungen getroffen. Zum Schluss was es einfach Motivation, das Heft in den Händen zu halten. Ich habe gefühlt 3 Wochen nichts anderes gemacht.

Danke nochmal an https://www.instagram.com/dsy.me/, ohne sie wäre es nicht so zügig gelaufen.

Das Heft wird durch Videos und der Reise-Karte samt Briefmarke gelungen abgerundet. Warum hat euch das Magazin alleine nicht genügt?

Da es mein erstes eigenes Magazin war, schaut man natürlich, was andere so gemacht haben. Meist bekommt man eins-zwei Aufkleber dazu. Das fand ich langweilig. Da kam mir die Idee mit der Travelcard. Eine Postkarte, auf der die gefahrene Route gedruckt ist. Dazu gehört natürlich die passende Briefmarke um sie verschicken zu können.

Die Idee mit der QR Codes kam mir spontan. Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, den Leuten das feeling ein bisschen näher zu bringen.

Was war die gefährlichste Situation? Und wie kann man sich die entspannten Momente vorstellen?

Allgemein daytime-rides sind gefährlich. Man wird einfach viel zu leicht gesehen, zu dritt kann man sich schlecht verstecken. Es kommt auf den Wagen an. Tagsüber sind zu viele Menschen unterwegs, so kam es, dass wir beispielsweise genau neben einem Passagierzug hielten.

Güter rides sind immer gefährlich. Es kann alles mögliche passieren. Sei es während der Fahrt, beim Aufsteigen oder Absprung. Wirklich entspannt ist es eher selten. Es gibt kleine Momente die man genießen kann.. Man muss aber stets wachsam sein. Güterfahren ist Arbeit.

1000 Sachen sind zu beachten und zum Schluss, gut auf sich selbst aufpassen. Auf der Hinfahrt fragte Bobby Jan: „Was ist das schlimmste was passieren kann?“ Jan sagt ganz trocken: „Jemand von uns stirbt.“

(Worst case for today? Someone die)

Ließ die Geräuschkulisse Gespräche während der Fahrt zu?

Reden gestaltet sich schwierig. Man versteht sein eigenes Wort kaum. Es ist einfach durchgehend dreckig und laut. Vieles läuft über Handzeichen. Wir hatten Ohrenschützer dabei, aber nicht benutzt. Ich wollte so viel wie möglich hören und mitnehmen. Viel zu besprechen gab es auch nicht. Jeder war irgendwie mit sich selbst beschäftigt. Wir mussten wachsam sein. Vollgepumpt mit Adrenalin fragt man sich: „Wann kommt der nächste Bahnhof, hat uns jemand gesehen?“  Straßen, Leute, Vollbremsungen, alles hätte passieren können.

Schlägt man das Heft auf, sind sogleich die Tickets abgebildet. Im Verlauf kommt ein Tarot-Karten-Set ins Spiel.
Gibt es noch mehr solcher gegenständlichen Andenken? Was davon habt ihr aufgehoben?

Das ich Andenken von Auslands – und Urlaubsreisen mitnehme, ist bei mir Tradition geworden. In Griechenland war es beispielsweise  ein Schlüssel aus einer alten Fabrik.. In Decin das Tarot – Kartendeck sowie das Agip Heft. Es gibt noch einen Regio-Jet Kopflehnenschutz, den Bobby aus dem Zug geklaut an. Souvenirs kaufen ist eher langweilig. Wir haben auch keinen normalen Urlaub gemacht 😉

Das Anbringen von Tags schien unter den Beteiligten von unterschiedlicher Wichtigkeit zu sein oder? Wie würdest du die Wichtigkeit dessen für die Gruppe beschreiben?

Es gehört einfach dazu! Zu zeigen das man da war. Außerdem macht es Spaß.

Gibt es Veröffentlichungen die Vorbild für die eurige waren? Gibt es andere Hefte oder Bücher für die du dringend eine
Empfehlung aussprechen würdest wollen?

Nein, würde ich nicht sagen. Vorbilder gibt es in diesem Sinne eigentlich auch nicht. Es gibt den einen oder anderen Kanal auf YouTube oder auch Instagram Accounts denen man folgt. Zum Beispiel:

https://www.instagram.com/snilsyason/

https://www.instagram.com/g_i_f_g_a_s/

https://www.instagram.com/_____________SH__/

https://www.instagram.com/nearzine/

https://www.instagram.com/lifeisgr8withoutityoudbedead/

https://www.instagram.com/johannes.fiffikus/

Das Heft ist Vol.1 – Wie wird Vol. 2 aussehen und was wird es zum Inhalt haben?

Die Vorbereitungen für Vol. 2 laufen bereits. Leider wird das meiste  aufgrund der aktuellen Covid 19 Lage erst im nächsten Jahr stattfinden können . Was ich verraten kann ist, dass es  wahrscheinlich mehr als nur ein kleines Zine werden wird.

Zum Schluss möchte ich mich noch bei Jan Glin bedanken. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen. Danke für die Einladung und den Ride.

Vielen Dank für das Interview.

Es schrieb: Henry Berner